Gottesliebe, Nächstenliebe, Selbstliebe
in alter Tradition ...
Gottesliebe, Nächstenliebe, Selbstliebe
in alter Tradition ...
Erst im Jahr 1347 wird eine Kirche in Puch urkundlich erwähnt. Aber es gibt Grund zur Annahme, dass die erste Kirche an diesem Ort vom Bischof Virgil von Salzburg im 8. Jahrhundert als Reaktion auf die Eigenkirche der Familie der Albini in Oberalm errichtet wurde. Der Bau der Kirche hatte also wohl die Funktion, den Einfluss der Adelsfamilie zu schmälern und den des Bischofs abzusichern. Von dieser ersten Kirche sind aber keine baulichen Überreste bekannt.
Da eine Inschrift im gegenwärtig bestehenden Kirchenraum die Fertigstellung der Kirche in das Jahr 1490 datiert, ist vermutet worden, dass die 1347 erwähnte Kirche ersetzt worden ist. Da aber schon wenige Jahrzehnte nach dieser „Fertigstellung“ grobe Bauschäden berichtet werden, wird wohl auch in Puch, so wie an vielen anderen Orten im Land, die romanische Kirche mit einem gotischen Gewölbe und Altarraum neugestaltet worden sein. Das Datum 1490 bezieht sich dann auf die Fertigstellung dieser Bauphase. Die Altäre der Kirche wurden in der Barockzeit neu gebaut, wobei alte gotische Reliefs und Statuen in die barocken Seitenaltäre integriert wurden. Teilweise sind noch Kirchenbänke mit Reliefschnitzereien aus dem 17. Jahrhundert erhalten. Das nördliche Seitenschiff, in dem jetzt die etwas älteren Seitenaltäre aufgestellt sind, wurde 1735 angebaut. Bei einer Renovierung in den 20er-Jahren des 20. Jahrhunderts wurde die gotische Optik des Kirchenraums durch Freilegung der marmornen Rippen wiederhergestellt. Eine markante Neugestaltung des Altarraums wurde 2012 vom Bildhauer Wilhelm Scherübl geplant: Zelebrationsaltar, Ambo und Taufbecken wurden aus Marmor und Holz neu errichtet.
Erst im 20. Jahrhundert ist Puch zu einer selbstständigen Pfarre erhoben worden. Mehr als 700 Jahre lang gehörte Puch zur Pfarre Hallein, davor zu Anif. Die Seelsorge wurde im Normalfall von Gesellpriestern, Kooperatoren bzw. Vikaren geleistet, die nicht am Ort wohnten, sondern zu ihren Diensten in Kirche, Schule oder zu den Versehgängen zu den Sterbenden anreisten. Die uralte Rivalität zu Oberalm wurde beim Rennen um die Pfarrerhebung wiederbelebt. Aus finanziellen Gründen war Oberalm schneller, 1908 wurde Puch nur mit der Ansiedelung des zuständigen Priesters getröstet. Erst 1930 wurde die Pfarre errichtet.
Mit der Errichtung des Pfarrverbandes Hallein+ im Jahr 2022 wurde wieder ein Gebiet ähnlich dem der mittelalterlichen Mutterpfarre Hallein unter eine gemeinsame Leitung der Seelsorge gestellt. Allerdings wird jetzt großer Wert darauf gelegt, dass jede einzelne Pfarre in diesem Verband erhalten bleibt und das kirchliche Leben einen eigenständigen Charakter behält.
Das Patrozinium der Kirche |
Die Pfarrkirche von Puch ist Maria, der Mutter Jesu, geweiht und feiert ihren Namenstag, das Patrozinium, am Fest „Mariä Geburt“, am 8. September. Da handelt es sich nicht um das historische Geburtsdatum der heiligen Maria – das ebenso unbekannt ist wie der größte Teil der Lebensgeschichte dieser Frau – sondern um den Weihetag einer antiken Kirche in Jerusalem, die der Hl. Anna, der Großmutter Jesu, geweiht ist.
Im Zentrum des Hochaltars steht als Bild der Kirchenpatronin eine „Immaculata“-Statue, also ein Bild der „unbefleckt (also ohne den Makel der Erbsünde) empfangenen“ Maria. Die Idee dieser unbefleckten Empfängnis Marias ist für modernes Denken sehr fremd: Sie meint, dass Maria vom ersten Augenblick ihres Lebens an aus der Verstrickung in die grundsätzliche Neigung des Menschen, ohne oder gegen Gott zu leben, befreit war. In ihrem Ja zum Willen Gottes, den Sohn Gottes zur Welt zu bringen, habe sich diese besondere Ausrichtung auf Gott hin gezeigt. Besonders wichtig war dieser Gedanke, weil lange Zeit die Auffassung herrschte, dass nur Getaufte in den Himmel kommen können, Maria aber natürlich nie getauft wurde. Gott hat ihr also einen anderen Zugang zur Erlösung geöffnet. Die Darstellung der Immaculata zeigt eine Frau, die zu ihren Füßen den Mond hat und einen Kranz von 12 Sternen um ihren Kopf. Das ist ein Motiv aus dem biblischen Buch der Offenbarung: „Dann erschien ein großes Zeichen am Himmel: eine Frau, mit der Sonne bekleidet; der Mond war unter ihren Füßen und ein Kranz von zwölf Sternen auf ihrem Haupt. Sie war schwanger und schrie vor Schmerz in ihren Geburtswehen. Ein anderes Zeichen erschien am Himmel und siehe, ein Drache, groß und feuerrot, mit sieben Köpfen und zehn Hörnern und mit sieben Diademen auf seinen Köpfen. Sein Schwanz fegte ein Drittel der Sterne vom Himmel und warf sie auf die Erde herab. Der Drache stand vor der Frau, die gebären sollte; er wollte ihr Kind verschlingen, sobald es geboren war. Und sie gebar ein Kind, einen Sohn, der alle Völker mit eisernem Zepter weiden wird. Und ihr Kind wurde zu Gott und zu seinem Thron entrückt. Die Frau aber floh in die Wüste, wo Gott ihr einen Zufluchtsort geschaffen hatte. (Offb 12, 1-6) Dieses Bild der Offenbarung ist nicht eindeutig. Es kann auf das Gottesvolk Israel anspielen, das das neue Gottesvolk, die Kirche, hervorbringt, die von Anfang an verfolgt war. Es könnte die Kirche selber gemeint sein, die schon in ihren ersten Jahrzehnten nur im Verborgenen wirken konnte. Und natürlich kann man auch an Maria denken, die Jesus zur Welt bringt, den der König Herodes töten wollte und schließlich gekreuzigt worden ist. Diese letzte Deutung hat die römisch-katholische Kirche aufgenommen. Die Darstellung der Hl. Maria als Immaculata mit dem Mond zu ihren Füßen und dem Sternenkranz um ihren Kopf ist nach dem Sieg der europäischen Heere gegen die Türken bei Wien im Jahr 1683 populär geworden. Jetzt ist der Mond zu Füßen Marias als der Halbmond der türkischen Fahne gedeutet worden, der von ihr zertreten wird. Der militärische Erfolg gegen das türkische Heer ist auch der Unterstützung der Hl. Maria zugeschrieben worden, die nun als Beschützerin der westlichen Christenheit besonders verehrt wurde. |
Der Palmesel von Puch |
Ein seltenes Stück kirchlicher Volkskultur wird im Eingangsbereich der Kirche auf der Südseite aufbewahrt: Ein geschnitzter Jesus, der auf dem Esel reitet. Die Darstellung erinnert an den Einzug Jesu in Jerusalem auf einem Esel, Symbol eines Friedenskönigs, Symbol des verheißenen Erlösers. Am Palmsonntag wird diese Statue in der Prozession mitgetragen, um den bejubelten Einzug Jesu, auf den bald die Kreuzigung gefolgt ist, zu feiern. Im 18. Jahrhundert weit verbreitet, ist dieser volkstümliche Brauch vom Salzburger Bischof Hieronymus Colloredo, der im Geist der Aufklärung eine weniger spektakuläre Feier fördern wollte, verboten worden. Die Pucher haben gegen dieses Verbot Widerstand geleistet, eine solche Statue aus dem Besitz der Pfarre Hallein vor der Zerstörung bewahrt und abgewartet, bis das Verbot wieder aufgehoben wurde. Seither wird der Brauch, am Palmsonntag den Palmesel mitzuführen, mit Stolz gepflegt.
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