Wallfahrtsort und Pilgerziel seit Jahrhunderten...
Wallfahrtsort und Pilgerziel seit Jahrhunderten...
Schon 1238 ist in einer Urkunde die Rede von einem Turm und einer Kirche im „Freimoos“, dem heutigen St. Jakob. Wann die erste Kirche erbaut wurde, ist unbekannt. Eine Kirchweihe, die 1324 gefeiert wurde, kann sich auf einen Neubau oder eine tiefgreifende Umgestaltung der bestehenden Kirche beziehen. Die Mauern des schmalen Kirchenschiffs, in das man durch den Turm und das Kirchenportal eintritt, sind jedenfalls die noch bestehenden Reste einer romanischen Kirche. Diese hat von Anfang an zum Pfarrgebiet von Hallein gehört und wurde der Filialkirche Elsbethen zugerechnet. Sehr früh schon muss St. Jakob das Ziel von Bittgängen und Wallfahrten gewesen sein.
Die Besitzer des Turms und der Hofmark (das ist ein Gebiet, in dem der Besitzer auch die Zuständigkeit für die Rechtsprechung im Fall geringerer Vergehen hatte), Jahrhunderte lang die Grafen Plaz, und ihre Verwalter bemühten sich mit wechselndem Eifer um Kirche und Seelsorge in ihrem Gebiet. Sie erreichten im 18. Jahrhundert, dass sich ein Priester, ein Vikar, in St. Jakob niederlassen und in gewisser Selbstständigkeit vor Ort und an der Kirche von Elsbethen wirken konnte. Die Grafen hatten das Patronatsrecht: Sie durften die Priester vorschlagen und hatten für ihre Unterkunft und für die Erhaltung der Kirche zu sorgen.
Im 18. Jahrhundert (in diesem Fall schon ab 1698, Anschaffung des neuen Hochaltars, der bis heute die Kirche dominiert) wurde viel in die Kirche investiert, in den Anbau von Seitenkapellen, in die Ausstattung mit Bildern und Statuen. Im Jahr 1754, in dem das Vikariat St. Jakob gegründet wurde (jetzt wurde Elsbethen eine Filiale von St. Jakob), wurde anstelle eines Kirchenneubaus die sogenannte Loretokapelle im Osten an die bestehende Kirche angebaut.
1891 wurde St. Jakob zur selbstständigen Pfarre erhoben. Als 1953 auch Elsbethen selbstständig wurde, wurden einige Häuser der Pfarre Puch in St. Jakob eingegliedert, um sozusagen eine lebensfähige Größe der Pfarre zu gewährleisten. Anfang der 1960er-Jahre wurde der Kirchenraum vergrößert, indem Seitenkapellen durch Mauerabbrüche in den Kirchenraum integriert und in neues, einheitliches Gewölbe über dem Hauptraum geschaffen wurde.
Das Patronatsrecht der Besitzer des Turms wurde erst 1977 abgeschafft, seither ist auch der Pfarrhof, ursprünglich als Schule errichtet und seit 1922 Wohnsitz des Pfarrers, im Besitz der Pfarre.
St. Jakob ist heute eine kleine Pfarre mit nur rund 600 Pfarrangehörigen, politisch ein kleiner Teil der Gemeinde Puch mit ein paar Häusern der Gemeinde Elsbethen, seit 2022 Teil des Pfarrverbands Hallein+, der in seiner Ausdehnung ganz ähnlich der mittelalterlichen Großpfarre Hallein ist. Aber es bewahrt sich seinen eigenständigen Charakter, seinen Stolz auf die eigenen Traditionen und die Verantwortung für das Gedeihen von Kirche und gläubiger Gemeinde.
Der Kirchenpatron |
Die Kirche ist dem Apostel Jakobus „dem Älteren“ (eigentlich „dem Größeren/Wichtigeren“ zur Unterscheidung von einem zweiten Jakobus im Kreis der 12 Apostel) geweiht. Der gehört nach dem Zeugnis der Evangelien zu den ersten Männern, die von Jesus gerufen wurden, ihm zu folgen, und von denen es heißt, dass sie ihre Fischernetze und den Vater stehen ließen, um mit Jesus zu gehen. Jakobus wird bei den wichtigsten Ereignissen an der Seite Jesu genannt: Bei der Auferweckung eines jungen Mädchens, bei der Verklärung am Berg (einer Vorschau auf die Auferstehung), im Garten Getsemani beim Gebet Jesu in der Todesangst, bei der Erscheinung des Auferstandenen, der seinen Jüngern die Netze wieder füllt. Er war der erste der 12 Apostel, der für seinen Glauben ermordet wurde, und zwar um das Jahr 44.
Das Grab des Hl. Jakobus wird in Spanien verehrt, in Santiago di Compostela, einem der wichtigsten Wallfahrtsorte der Christenheit. Daher wird der Heilige auch in Pilgerkleidung dargestellt – mit breitem Hut, Stab, Muschel und Trinkflasche (einem Flaschenkürbis). Bei der Vertreibung der arabischen Herrschaft aus Spanien hat man den Hl. Jakobus als Schutzheiligen angerufen. Das hat sich in der Legende niedergeschlagen, der Heilige hätte als „Maurentöter (Matamoros)“ persönlich auf der Seite der christlichen Soldaten in den Kampf eingegriffen.
Diese Legende ist in St. Jakob „weiterentwickelt“ worden. Dort wird erzählt, der Hl. Jakobus wäre einem Bewohner erschienen, um vor herannahenden türkischen Soldaten zu warnen, wodurch sich die St. Jakober vorbereiten und erfolgreich verteidigen konnten. Diese Legende wird beim „Schützentanz“ der Jakobischützen jedes Jahr am letzten Julisonntag nachgespielt. Der historische Hintergrund der Legende erschöpft sich in der Tatsache, dass im 15. Jahrhundert, als türkische Horden immer wieder in der Steiermark und in Kärnten einfielen und Angst und Schrecken verbreiteten, in Salzburg eine Landwehr zur Türkenabwehr aufgestellt wurde. Allerdings hat es keine türkischen Überfälle im Gebiet des heutigen Landes Salzburg (mit Ausnahme des Lungaus) gegeben. Die Legende könnte auch dadurch motiviert worden sein, dass der große Gönner von St. Jakob, Josef Anton Graf Plaz, an den Türkenkriegen der Habsburger im 18. Jahrhundert erfolgreich teilgenommen hatte. Die Jakobischützen, eine historische Schützenkompanie, die keine Gewehre, sondern „Prangerstutzen“ für laute Ehrensalven verwenden, sehen sich in der Tradition sowohl der Landwehr als auch einer Jakobusbruderschaft, die sich seit 1751 der Verehrung des Heiligen und der Pflege der Kirchenfeste gewidmet hatte. |
Die Loretokapelle |
Seit 1754 ist die sogenannte Loretokapelle östlich an die Kirche angebaut. Sie ist eine Stiftung des Grafen Josef Anton Plaz, der bei seiner Teilnahme an den Kriegen gegen die Türken gelobt hatte, im Fall seiner unversehrten Heimkehr diese Kapelle zu stiften. In Loreto Provinz Ancona, Italien) wird das Haus verehrt, in dem Maria, die Mutter Jesu aufgewachsen ist und vom Engel die Botschaft von der Geburt Jesu empfangen hat. Eine Legende erzählt, dass dieses Haus von Engeln nach Loreto gebracht worden wäre. Die Kapelle in St. Jakob ist genau nach den Maßen dieses „Heiligen Hauses“ gebaut. Am Hochaltar befindet sich eine Kopie der Marienstatue von Loreto, vor dem Altar hat der Stifter sein Herz beisetzen lassen.
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